Musik-Dinner: Die Band Balsamico um Peter Saueressig serviert neben Hits tolle Eigenkompositionen
Schwetzinger Zeitung, Matthias Mühleisen
Musik-Dinner: Die Band Balsamico um Peter Saueressig serviert neben Hits tolle Eigenkompositionen
Auf eigene Stärken vertraut
von unserem Redaktionsmitglied
Matthias Mühleisen
Es gibt Momente von Harmonie, die sich nicht erzwingen lassen – weder im Koch- noch im Aufnahmestudio. Doch mit Geduld, Glück und gutem Händchen stellen sie sich irgendwann ein. So wie beim Finale der Musik-Dinner-Spielzeit im Wirtshaus „Güldener Engel“. In deren zehntem Jahr haben die Gäste eine bislang nie da gewesene Übereinstimmung erlebt: auf dem Teller und im Ohr derselbe Genuss – Balsamico.
Was im Viergangmenü die raffinierten Mozzarella-Tomate-Röllchen veredelt, bringt bei den musikalischen Zutaten eine unerhörte Originalität auf die Karte. Während die durchweg hochkarätigen Ensembles, die Familie Greis für die Reihe verpflichtete, sich der mitreißenden Interpretation von Coverversionen verschrieben haben, serviert die Band um Peter „Balsamico“ Saueressig überwiegend Eigenkompositionen.
Dass das Publikum nicht mit ihnen fremdelt, liegt gleichermaßen an ihrer Eingängigkeit und an der Qualität, mit der Saueressig (Gitarre, Gesang), Jenny Badal (Gesang, Percussion), Peter Antony (Keyboard, Gesang), Tom Beisel (Schlagzeug, Gesang) sowie Andy „Doc“ Kraus (Bass, Gitarre, Gesang) sie performen.
Genaues Hinhören lohnt sich
So lernen die Zuhörer im Lauf der fünf Stunden die meisten Songs des Ende 2017 erschienenen vierten Albums „Balsamico Music“ kennen und mit „Deep breathing“ sowie „Heaven knows“ weitere Stücke von den Vorgängern „On the rocks“ und „Hot“. Dabei drückt das bestens eingespielte Quintett mal auf die Tube, etwa bei „Addiction“ oder „Fits like a glove“, während Nummern wie „From the cradle to the grave“ nachdenklich rüberkommen. Dass Saueressigs Texte genaues Hinhören verdienen, dürften vor allem jene Gäste bemerken, die eins der Alben mit nach Hause genommen haben.
Im Konzert reißt vor allem die Musik mit. Ausgewählt sind die Zutaten aus anderen Kompositionsküchen, mit denen Balsamico die Sinnenfreude anreichert. „Unplugged“ als „Amuse Gueule“ kredenzt die Band am Tisch Brooke Frasers „Something in the water“ und „Valerie“ von Amy Winehouse, wobei beides später in der jeweiligen Vollversion nachgereicht wird. David Bowies „Let’s dance“, bei dem Tom Beisel hinter seinen Trommeln den Gesang übernimmt, bietet Gelegenheit zu feinen Soli.
Nachdem die Piccata Milanese auf tomatisierter Pasta für eine gute Grundlage gesorgt hat, zieht die Gruppe das Tempo an und greift in die Klassikerkiste: Bei „Come together“ der Beatles singt Peter Antony, für Robbie Williams’ „Angels“ und „Happy“ vom Namensvetter Pharell holt Saueressig als Überraschungsgast Andy Laycock ans Mikrofon, der seit knapp 20 Jahren den A-cappella-Größen „Flying Pickets“ angehört.
Noch vor der Dessertvariation kommt ein Queen-Medley auf den Tisch: „Crazy little thing called love“, „We will rock you“ und „Don’t stop me now“ sorgen für Stimmung wie bei der bald folgenden Oscarverleihung, bei „Kiss“ von Prince ist im zweiten Teil richtig Druck dahinter, für „Everybody needs somebody“ greift Peter Antony zur Sonnenbrille à la Blues Brothers, und als Zugabe lässt sich Balsamico nicht lumpen und liefert sowohl „Stand by me“ (Ben E. King) als auch „Smoke on the water“ von Deep Purple mit Andy „Doc“ Kraus an der Leadgitarre und Saueressig als entfesselt schreiendem Vokalist Ian Gillan. Schillernder kann so ein Abend kaum enden, die Begeisterung ist zu Recht groß. Balsamico_IMG_1602 Genießen mit Balsamico: Jenny Badal (v. l.), Peter Saueressig, Tom Beisel und Andy „Doc“ Kraus feiern im „Güldenen Engel“ eine gelungene Premiere. (Foto: Andy Laycock)